Out of Sontheim – Somewhere in the middle of nowhere
„Sontheim Short Cuts – Zwischen Bauernkaff-Romantik und Post – Atom – Ödnis.“
Architektur und Alltag zwischen Kurzzeitpflege, Dorftristesse und einer strapaziösen Bahnverbindung.
„Aus Ritzen spricht Geschichte, aus Kanten Bürokratie.“
„Die Fräskanten von Sontheim – ein Denkmal der spontanen Straßenbau-Avantgarde.“
Sontheim an der Brenz wirkt auf den ersten Blick wie ein unscheinbares, bäuerlich geprägtes Dorf – ein Ort, den man architektonisch vielleicht übersehen würde. Doch für meine Mutter wurde er zum unfreiwilligen „Kurzzeitpflege“-Exil, zu einem regelrechten, BadTrip fern der vertrauten Umgebung, in einer ASB-Wohngemeinschaft, die eher an kühlen Zweckbau erinnert als an ein Zuhause.
Auch für mich selbst ist dieser Ort zu einem aufgewungenen täglichen Ziel geworden – erzwungen durch die Umstände. Die Anreise mit der Bahn gleicht einer permanenten Prüfung: Zunächst fünf Minuten Verspätung wegen Gegenzug und eingleisiger Strecke, bald zehn, schließlich fünfzehn Minuten nutzloses und bescheuertes herumstehen. Kurz vor der Einfahrt dann noch die Ansage zum Gleiswechsel – hinunter durch die betonierte Unterführung, dreißig Stufen hinab und wieder hinauf, mit Fahrrad, im Alter von 68 Jahren. Ein unfreiwilliges Fitnessprogramm, das sich Tag für Tag wiederholt.
Mit meinen Fotografien dokumentiere ich die Architektur und Atmosphäre dieses Ortes: die nüchternen Pflegebauten, das ländliche nicht mehr intakte Dorfgefüge und die Schatten der Kühltürme in der Ferne. So wird Sontheim für mich nicht nur zu einem fotografischen Thema, sondern auch zu einem Sinnbild für den Verlust von Selbstbestimmung und die Bürde einer von außen verordneten Fremdheit.
Über den knarzenden Giebeln und unter unseren Füßen die frischen Spuren des Glasfaserbohrs — und am Horizont die Kühltürme von Gundremmingen, lange markante Wegmarken der Region mit stolzen 160 Metern Höhe.
Am 25. Oktober 2025 um 12:00 Uhr werden diese Türme kontrolliert gesprengt — ein symbolischer Akt des Umbruchs, genehmigt durch RWE und ausgeführt von einem Spezialteam
Sontheim – Hessestraße 71: Where petty-bourgeois concrete dreams crumble into dust, having long since tired of hope, and rubbish bins valiantly attempt to uphold an order that perished of boredom. Here, Harry Haller would have found no “Magical Theatre” – admission ruthlessly denied even to the most hopelessly despairing. Our Stepp(k)e: a wolf bereft of wilderness, a caretaker devoid of bite, a shadow stripped of voice – a wandering monument to futility. Let us return him to where he belongs: the endless steppe, where even the Caspian wolf yawns in resignation, the wind whispers in ennui, and the sun squanders its rays purely out of habit.
Ein charmantes Relikt der Eisenbahnromantik – wenn man Romantik mit Warten, Seufzen und Blicken in die Ferne verbindet. Die Züge sind hier so zuverlässig unpünktlich, dass man fast schon von einem System sprechen könnte. In den seltensten Momenten – vermutlich dann, wenn die Sterne günstig stehen – schafft es tatsächlich mal ein Zug, pünktlich einzutreffen.
Das Bahnhofsgebäude selbst wirkt dabei wie ein stiller Zeuge vergangener Zeiten, während man im Restaurant oder an der Bar genug Gelegenheit hat, über den Sinn des Lebens und die Bedeutung des Wortes „Fahrplan“ nachzudenken.
Kurzum: Wer hier regelmäßig fährt, braucht Geduld, Humor – und am besten ein gutes Buch.